Wobbler-Syndrom
Nomen est omen: Der Name „Wobbler-Syndrom“ leitet sich vom englischen Wort „to wobble“ für „wackeln“ oder „unsicheres Gehen“ ab. Ein seltsamer Gang oder Lähmungen sind typisch für das Wobbler-Syndrom. Dabei handelt es sich nicht um eine eigenständige Krankheit, sondern um zusammenhängende Symptome. Alle Infos zum Wobbler-Syndrom lesen Sie hier.
Das Wobbler-Syndrom in Kürze
- Ursache sind Schädigungen im Halswirbelbereich des Rückenmarks
- Erstmalige Beschreibung 1967 bei einem Basset Hound
- Kommt häufiger bei großen und männlichen Hunden vor
- Betroffene Rassen sind unter anderem: Berner Sennenhund, Dackel, Dobermann, Deutsche Dogge, Irischer Wolfshund, Labrador Retriever, Pudel, Riesenschnauzer, Weimaraner
- Beim Mensch ist der Symptomkomplex als zervikale Spinalkanalstenose bekannt
- Experten nennen das „Wobbler-Syndrom“ beim Hund auch „zervikale Spondylomyelopathie“
Ursachen für das Wobbler-Syndrom
Die beiden häufigsten Ursachen für das Wobbler-Syndrom beim Hund sind angeborene Fehlbildungen und verschleißbedingte Erkrankungen der Bandscheiben.
In seltenen Fällen können Tumore oder Abszesse der Grund für das Wobbler-Syndrom sein. Bei sehr großen Hunden kann eine zu hohe Kalziumzufuhr, vor allem in der Wachstumsphase, das Wobbler-Syndrom begünstigen. Denn wachsen XL-Rassen wie Deutsche Doggen in ihrer Jugend zu schnell, führt dies zu Fehlbildungen des Skeletts.
Große Hunderassen wie die Deutsche Dogge erkranken häufiger am Wobbler-Syndrom
Symptome: Wobbler-Syndrom erkennen
Hundehaltern fällt bei einem Wobbler-Syndrom vor allem ein anderes Gangbild ihres Hundes auf. Betroffene Hunde gehen unsicher und wackelig. Experten sprechen vom Auftreten einer „Ataxie“, einem unkoordinierten Bewegungsablauf. Die Gangstörungen entwickeln sich meist schleichend, wodurch sie spät auffallen.
Charakteristisch ist ein schleifender, raumgreifender Gang der Hinterbeine.
Die Vorderbeine neigen zu kleineren Schritten. Hinten „Latschen“, vorne „Tippeln“ – das Gangbild passt nicht zusammen. Manche Hunde schleifen mit den Krallen über den Boden oder stehen breitbeiniger als früher. Im späteren Verlauf kommt es zu Problemen beim Aufstehen. Einige Hunde haben Schmerzen im Halsbereich. Sie bewegen den Hals weniger oder halten den Kopf gesenkt. Selten kommt es plötzlich zu kompletten Lähmungen der Beine.
Die Symptome sind nicht immer eindeutig und können auf andere Wirbelerkrankungen hindeuten. Eine genaue Diagnose erfordert einen Tierarzt.
Diagnose beim Tierarzt
Wer Gangauffälligkeiten bei seinem Vierbeiner beobachtet, sollte mit ihm einen Tierarzt aufsuchen. Der Tierarzt untersucht den Hund gründlich und prüft Reaktionen und Reflexe. Bei einem Wobbler-Syndrom zählt die Röntgenaufnahme zu den wichtigsten Diagnose-Möglichkeiten.
Ein Röntgenbild beim Tierarzt kann die Diagnose bestätigen
Hierfür ist bei den meisten Hunden eine Kurznarkose notwendig. Denn neben der optimalen Lagerung für die Aufnahme hilft ein Kontrastmittel dabei, die Ursache für das Wobbler-Syndrom herauszufinden. In seltenen Fällen wird der Tierarzt CT- oder MRT-Aufnahmen für eine genauere Diagnose empfehlen.
Therapie beim Wobbler-Syndrom
Eine Therapie des Wobbler-Syndroms erfolgt „konservativ“ oder mittels Operation. Schmerzmedikamente und eine Physiotherapie ergänzen beide Methoden.
Konservative Therapie
Eine „konservative Therapie“ bedeutet in erster Linie: abwarten. Das ist für den Hund leider wörtlich zu verstehen. Denn der Vierbeiner soll sich möglichst wenig bewegen. Spaziergänge sind kurz zu halten, wobei der Hund an der Leine gehen muss. Ein Brustgeschirr entlastet den Hals. Sprünge und Treppen sind verboten.
Ergänzend kann der Vierbeiner Schmerzmittel bekommen. Die konservative Therapie eignet sich für milde Verläufe und erfordert Geduld und Disziplin.
Operation an der Halswirbelsäule
Ein chirurgischer Eingriff im Bereich der Halswirbelsäule erfolgt am besten in einer spezialisierten Tierklinik. Dem operierenden Tierarzt geht es je nach Verfahren darum, die Halswirbelsäule zu stabilisieren oder den Druck auf sie zu lindern.
Bei einem Bandscheibenvorfall fräst der Arzt zum Beispiel über die Unterseite der Bandscheibe ein Loch in den Wirbelkörper und entnimmt vorgefallenes Bandscheibenmaterial. Tierärzte bezeichnen dieses Vorgehen als „ventral Slot“. Eine andere Möglichkeit ist das Entfernen des Wirbelbogens. So wird der Druck im oberen Bereich der Wirbel gemildert.
Schmerzmittel können Vierbeinern bei milden Verläufen durch den Tag helfen
Einige der häufig betroffenen Dobermann-Hunde leiden unter einer Gerinnungsstörung, dem Von-Willebrand-Faktor-Mangel. Bei ihnen besteht eine erhöhte Gefahr für lebensgefährliche Blutungen während einer Operation an der Halswirbelsäule.
Eine solche Operation kann einen mehrere Tage dauernden Aufenthalt in der Tierklinik erforderlich machen. Der behandelnde Tierarzt wird vorher einen Kostenvoranschlag erstellen.
Physiotherapie beim Wobbler-Syndrom
Ob konservative Therapie oder Operation: Ein Besuch beim Physiotherapeuten macht mit einem „Wobbler-Hund“ Sinn. Der Physiotherapeut kann Ihnen beispielsweise Massagegriffe zeigen, die dem Vierbeiner guttun. Nach einer Operation hilft er, die Muskulatur zu stärken und die Heilung zu unterstützen. Physiotherapie kann das Risiko für Rückfälle reduzieren.
Physiotherpie ist für viele Wobbler-Patienten hilfreich
Wie ist die Prognose beim Wobbler-Syndrom?
Wie die Prognose beim Wobbler-Syndrom ausfällt, hängt von der jeweiligen Ursache ab. Auch bei einem jungen Hund kann eine Einengung des Rückenmarks mit einer ungünstigen Prognose einhergehen. Die Prognose ist immer individuell zu treffen.
Vor allem bei Deutschen Doggen kann es zu Fehlbildungen des Wirbelbogens oder der Gelenkfortsätze kommen, die mit einer guten Prognose einhergehen. Bei der gleichen Rasse kann es ebenfalls häufig zu einer „Uhrglaskompression“ kommen. Bei ihr erfolgt der Druck auf alle Seiten der Wirbel. Dies spricht für geringere Chancen auf Beschwerdefreiheit des Hundes.
Bei einem Bandscheibenvorfall bei ältere Tieren mit ansonsten guter Gesundheit ist die Prognose tendenziell gut. Allerdings sollten die Halter Ernährung und Bewegung bei Bedarf anpassen, um weiteren Bandscheibenproblemen vorzubeugen.
Quelle:
www.happyhunde.de