Horner-Syndrom

 Das Horner-Syndrom beim Hund kann durch unterschiedliche Grunderkrankungen verursacht werden und äußert sich durch Symptome am Auge. Das betroffene Auge wirkt eingefallen, die Augenlider hängen, das dritte Augenlid fällt vor und die Pupillen sind verengt. Das Horner-Syndrom beim Hund kann beidseitig auftreten, kommt aber viel häufiger nur auf einer Seite vor.


Was versteht man unter dem Horner-Syndrom beim Hund?

Das Horner-Syndrom wird durch eine Störung der Innervation des Auges hervorgerufen und äußert sich durch vier charakteristische Symptome:

  • Verengung der Pupillen 
  • In die Augenhöhle eingesunkener Augapfel durch eine Entspannung der Muskulatur rund um das Auge 
  • Herabhängendes Oberlid
  • Sichtbares drittes Augenlid, was auch als Nickhautvorfall bezeichnet wird.

Abhängig von der Ursache kann das Horner-Syndrom beim Hund zusammen mit anderen Symptomen oder auch isoliert auftreten. Die Therapie richtet sich nach der auslösenden Ursache. Kann keine Ursache als Auslöser für das Horner-Syndrom identifiziert werden wird in der Regel abgewartet. In vielen Fällen gehen die Symptome beim isolierten Horner-Syndrom von allein wieder zurück.

Was sind die Ursachen für das Horner-Syndrom beim Hund?

Störungen des Sympathikus-Nervs können von Schädigungen der Strukturen rund um den Verlauf des Nervenstrangs vom Gehirn zum Auge verursacht werden. Meist verursachen derartige Schädigungen Druck auf den Nerv und/oder führen zu einer Minderdurchblutung. Ein Horner-Syndrom beim Hund kann verschiedene Ursachen haben:

  • Brust- und Halswirbelsäule: Schädigungen der Bandscheibe wie Bandscheibenvorfälle; Verletzungen in dem Bereich, z. B. durch Unfälle; starker Zug am Halsband; Zusammenstöße mit anderen Hunden
  • Nervengeflecht des Vorderbeins, der sogenannte Plexus: an- oder Abriss der Plexusnerven
  • Schädelbruch
  • Verletzungen, Tumoren, Entzündungen oder Abszesse im Bereich des Nervenverlaufs
  • Schilddrüsenunterfunktion
  • Operative Eingriffe im Bereich des Mittelohrs: da die Nervenfasern dicht am Mittelohr verlaufen, kann dieser bei einem operativen Eingriff geschädigt werden 
  • selten kann beim Hund eine Ohrenentzündung zu einem Horner-Syndrom führen. Dies kommt eher bei Katzen vor

Bei etwa der Hälfte der betroffenen Hunde kann für das Horner-Syndrom keine Ursache gefunden werden. Dies wird idiopathisches Horner-Syndrom genannt. Davon sind insbesondere männliche Golden Retriever, aber auch Labrador Retriever, Collies und Cocker Spaniel betroffen. Meist verschwinden die Symptome nach einigen Monaten von allein wieder, was dennoch nicht den Gang zum Tierarzt ersparen kann.

Was sind typische Symptome des Horner-Syndroms?

Das Horner-Syndrom ist durch eine Kombination mehrerer Symptome, die ein oder beide Augen betreffen können, charakterisiert:

Verengung der Pupille (Miosis): Vor allem in dunklerer Umgebung kann man die verengte Pupille gut erkennen, da sich die nicht-betroffene Pupille bei niedrigem Lichteinfall vergrößert. Bei einem beidseitigem Horner-Syndrom ist dies allerdings schwierig, da dann keine Unterschiede der Pupillengröße mehr bestehen. In heller Umgebung kann eine verengte Pupille ebenfalls nicht gut erkannt werden, da starker Lichteinfall auch am gesunden Auge zu einer Pupillenverengung führt.

Herabhängendes oberes Augenlid (Ptosis)

In die Augenhöhle eingesunkener Augapfel (Enophtalmus): Durch Störungen der Innervation von der glatten Muskulatur, die den Augapfel in Position hält, sinkt der Augapfel in die Augenhöhle ein. Durch das hängende Augenlid sieht der Augapfel noch eingesunkener aus. 

Vorfall des dritten Augenlids, der sogenannten Nickhaut: Entsteht durch die fehlende sympathische Innervation und wird durch den eingesunkenen Augapfel noch verstärkt.

Außerdem kann der fehlende sympathische Einfluss auch zu einer Erweiterung der Gefäße von der Bindehaut des Auges und gelegentlich der umliegenden Haut führen. An den betroffenen Stellen sehen das Auge bzw. die Hautareale durch die vermehrte Durchblutung gerötet aus. Das alleinige Horner-Syndrom löst beim Hund keine Schmerzen aus. Die verursachende Grunderkrankung kann aber durchaus Schmerzen verursachen. 

Zusätzliche Symptome können helfen, die Form des Horner-Syndroms zu identifizieren. Ein zentrales Horner-Syndrom kann neben den typischen Symptomen am Auge von weiteren Anzeichen wie einem veränderten Bewusstsein, Verhaltensänderungen, einem schwankenden Gang und Lähmungserscheinungen begleitet sein. Symptome wie Schwäche, Lähmungserscheinungen, verminderte Reflexe eines oder beider Vorderbeine können ein präganglionäres Horner-Syndrom des Hundes begleiten. Dazu kann noch ein verminderter oder ausgefallener Pannikulusreflex kommen, der sich durch Zucken der Rumpfhautmuskulatur bei Kneifen in die Rückengegend zeigt. Zusammen mit einem postganglionären Horner-Syndrom können beim Hund weitere Lähmungserscheinungen im Kopfbereich oder Störungen des Gleichgewichts auftreten.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Stellt man bei seinem Hund Symptome wie z. B. verschieden große Pupillen, hängende Augenlider, einen eingefallenen Augapfel oder einen Nickhautvorfall fest, sollte man zeitnah einen Tierarzt aufsuchen. Ein Horner-Syndrom beim Hund kann verschiedene Ursachen haben, die unbedingt tierärztlich abgeklärt werden müssen. 

Für die Diagnosestellung können weitere Symptome Hinweise auf die Form des Horner-Syndroms sowie die zugrunde liegende Erkrankung geben. Deshalb wird der Tierarzt zuerst eine gründliche allgemeine und neurologische Untersuchung des Hundes vornehmen. Wenn das Horner-Syndrom ohne weitere Symptome auftritt, kann das betroffene Neuron meist durch Augentropfen und weitere medikamentöse Tests identifiziert werden. Eine Unterscheidung zwischen einem zentralen, post- und präganglionären Horner-Syndrom ist vor allem für die Heilungsaussichten entscheidend. Die Prognose für ein zentrales Horner-Syndrom ist häufig etwas schlechter als für die anderen beiden Formen. Da der Sympathikus-Nerv postganglionär vom Mittelohr zum Auge verläuft, stehen bei Verdacht auf ein postganglionäres Horner-Syndrom Untersuchungen der Augen und Ohren im Vordergrund.

Schädigungen des Rückenmarks, der Wirbelsäule oder des Schädels als Ursache können mittels bildgebender Verfahren wie Röntgen, Computertomographie (CT) bzw. Magnetresonanztomographie (MRT) abgeklärt werden. Eine Untersuchung des Nervenwassers (Liquor) wird ebenfalls meist durchgeführt und dient dem Nachweis von Krankheitserregern oder anderen typischen Veränderungen.

Welche Therapien gibt es?

Gegen das Horner-Syndrom beim Hund ist eine ursächliche Behandlung nicht möglich. Deshalb zielt die Diagnostik darauf ab, die zugrunde liegende Erkrankung zu identifizieren. Beim Horner-Syndrom des Hundes kann die zielgerichtete Therapie der Grunderkrankung dann zu einer Verbesserung oder dem kompletten Verschwinden der Symptome führen. 

Die Symptomatik des Horner-Syndroms, so zeigen Erfahrungen bei betroffenen Hunden, kann allerdings positiv durch ergänzende Therapien beeinflusst werden. Dazu gehören Augentropfen, die die Pupille erweitern, da der Hund durch die ständig verkleinerte Pupille besonders im Dunkeln weniger gut sehen kann. Das idiopathische Horner-Syndrom verschwindet häufig von allein wieder. Entzündungshemmende Medikamente, Vitaminpräparate und Akupunktur können beim idiopathischen Horner-Syndrom unterstützen.

Wie groß sind die Heilungschancen?

Die Heilungschancen des Horner-Syndroms beim Hund hängen von der Grunderkrankung und dem betroffenen Neuron der sympathischen Nervenbahn ab. Eine günstige Prognose hat das idiopathische Horner-Syndrom, das häufig spontan innerhalb weniger Monate wieder abheilt. Ein Horner-Syndrom als Folge einer Verletzung oder Infektion hat ebenfalls eine gute Prognose. Hunde, bei denen das Horner-Syndrom häufig nicht heilbar ist, leiden z. B. an einer Tumorerkrankung.

Quelle:
www.anicura.de