Hoolie`s Geschichte
Letzten August ist mein Hund an Polyneuropathie erkrankt und war plötzlich vollständig gelähmt. Die Arbeit und Geduld, die es erfordert hat, ihr ein angenehmes Leben oder evtl. Ableben zu bescheren, haben sich gelohnt: Hoolie kann heute wieder im Schnee rennen.
Mein Husky hat seit Geburt eine beidseitig vollständig luxierte Hüfte, die praktisch nur von der Muskulatur gestützt wird. Dank intensivem Training war sie dennoch flott unterwegs für ihre elf Jahre. Es begann mit einem Zittern in den Hinterbeinen, einige Wochen oder wenige Monate später ist mir ausserdem wenige Male ein Einknicken eines Beins aufgefallen. Dann war sie von einem Tag auf den anderen völlig gelähmt und es wurde immer schlimmer, bis hin zur Seitenlage als einzige mögliche Körperposition. Es sah ganz so aus, als wäre die Zeit gekommen, Abschied zu nehmen.
Im Tierspital wurde in einer aufwändigen Untersuchung mit Muskel-/Nervenbiopsie die Diagnose Polyneuropathie bestätigt, eine Nervenerkrankung, die bei Hunden vorübergehend sein kann: der Hund kommt wieder auf die Beine. Oder nicht. Es wurde mir eine Therapie (CHF 10’000) angeboten, die helfen kann, eventuell aber auch nicht. Wir nahmen den Weg ohne Therapie, der von den Ärzten auch als gangbar vorgeschlagen wurde, es würde einfach länger dauern. Es ging ihr sehr schlecht und die Lähmung hätte auch die Atmung stilllegen können. Ich musste unterschreiben, ob ich in diesem Fall künstlich lebensverlängernde Massnahmen möchte und ich entschied mich dagegen.
Ich nahm sie nach Hause und war auf alles gefasst. Die Tierärztin war informiert. Die Atmung blieb stabil. Dann begann es, wieder aufwärts zu gehen. Die Kontrolle über Urin und Kot war nie ganz weg und rasch wieder völlig da. Ich trug sie von einem Plätzchen zum nächsten, legte sie von einer Seite zur anderen und hielt sie auf der Toilettenstütze fest, eine umgekehrte Plastikbox mit einem flachen Kissen darauf. Sie hat von Anfang an sehr gut mitgemacht und klar kommuniziert, wenn sie etwas wollte. Ich bot ihr dann verschiedene Dinge an, Wasser, Essen, neues Plätzchen, Toilette. Bis es ihr wieder passte. Sie war geduldig und dankbar. Ganz langsam kehrte die Kraft in ihren Körper zurück.
Wir gingen einige Male in die Physio des Tierspitals. Das Unterwasser Laufband bereitete ihr zu viel Stress und sie konnte die Beine noch gar nicht bewegen. Die Therapeutin zeigte mir, wie ich die Rückenlinie durchmassieren, die Muskeln kneten und Verkürzungen entgegenwirken kann. Der Peanut Physio Ball war hilfreich dabei.
Ich konstruierte aus Klettergurteband und Rucksackstoff ein Traggeschirr, mit dem ich sie an drei Rundhölzern über zwei Malerböcke gelegt aufhängen konnte. Sie blieb etwa zwei mal zwanzig Minuten pro Tag in der hängenden Position, mit einer Belohnung, die sie nur aus diesem Kontext kannte, eine Delikatess Tubenfleischpaste. So fand sie Gefallen an der Körperarbeit.
Silvia aus dem erweiterten Husky Rudel hat uns liebevoll unterstützt mit positiver Kraft. Tausend Dank an dieser Stelle.
Es hat 2 Monate gedauert, bis Hoolie erstmals sitzen konnte. Kurz darauf stand sie auf und machte erste Schritte. Es war das schönste Wunder, das man sich nur vorstellen kann. Es folgten zwei Monate kurze Spaziergänge im Zeitlupentempo, dann fing sie erstaunlichrerweise sogar wieder an zu rennen. Sie ist etwas langsamer als früher.
Ich kann zum Glück auch von zuhause aus arbeiten, da ich selbständig bin. Anders wäre es sehr schwierig geworden. Allein lassen ist nicht zumutbar in diesem Zustand. Stationäre Betreuung im Spital wäre dann besser. Wir blieben durchgehend mobil dank einem Veloanhänger für Hunde, weich gepolstert mit Matratze und Stützkissen. Der Wagen kommt noch immer mit, weil wir sonst zu langsam sind, besonders auch für den zweiten Husky. Die Strecken, die sie selber laufen will, werden immer länger. Im Universitätsspital Zürich wurde mir mehrmals gesagt, dass die Krankheit, einmal abgeheilt, nicht wiederkommt.
Danke allen Lieben für den Support, besonders Jeannine, Christof, Elisa, Blum’s.
Meiner Mami und Lukas ein spezielles Dankeschön für den lieben Beitrag an den Spitalkosten.
Wenn ich jemandem mit diesem Bericht Hoffnung machen kann , freue ich mich.
Man darf mir auch schreiben oder mich anrufen, meine Nr. ist beim Verein für behinderte Hunde hinterlegt.
Claudia Blum
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