Mo`s Gechichte

 
Mo wurde am 08.01.20 wegen eines eingeklemmten Nervs am Kreuzbein operiert (der Knochen musste auf beiden Seiten abgeschliffen werden, um so mehr Platz für den Nerv zu schaffen). Der operierende Tierarzt meinte schon vor der OP, dass hier evtl. noch ein anderes Problem wäre, da Mo bereits hier das Überköten gezeigt hatte. Da der eingeklemmte Nerv auf dem MRT Bild aber gut zu erkennen war, habe ich der OP zugestimmt.
Ca. eine Woche nach der OP habe ich dem Operateur ein Video von Mo’s Gangverhalten geschickt und er sah seine Vermutung bestätigt – ich wollte aber erst die Wundheilung von ca. 4 Wochen nach der OP abwarten bevor ich mich mit dieser niederschmetternden Aussage näher beschäftigte, daher haben wir in der zweiten Woche nach der OP mit Physio und Unterwasser-Therapie angefangen und zusätzlich habe ich zu Hause noch mit täglichen Cavaletti-Übungen begonnen. Mo’s Gangbild hat sich in den nächsten Wochen mal verbessert, mal verschlechtert und dieser Zustand hatte sich auch zwei Monate nach der OP nicht geändert. Daraufhin habe ich es mit Akupunktur versucht und die Physio erstmal ruhen lassen. Inzwischen hatte er auch auf die Cavalettis keine Lust mehr und mir den Rücken zugedreht, wenn ich die Verpackung aus dem Schrank geholt habe.
Auch mit der Akkupunktur habe ich keine Verbesserungen bemerkt, im Gegenteil, nach einer Behandlung ist er mir 2-3 Tage fast gar nicht mehr gelaufen. Daraufhin habe ich erstmal alles abgestellt und ihn nur täglich massiert und ein Kirschkernkissen in der Mikrowelle ein wenig erwärmt und ihm auf den Rücken gelegt, was er auch toleriert hat. Da sich der Zustand nun langsam verschlechterte (ich konnte nun Schlingerbewegungen in beiden Beinen erkennen), habe ich bei meinem Tierarzt den Gentest auf Degenerative Myelopathie (DM) machen lassen. Das Resultat war: Genotype DM/DM. Mo war ein Hochriskio-Kandidat für DM. Mein Tierarzt bestätigte dann auch, dass die Krankheit bereits ausgebrochen war, wahrscheinlich durch das Trauma der OP. Ich hatte dieses Ergebnis natürlich in der Zwischenzeit irgendwie bereits erwartet aber es dann Schwarz auf Weiss bestätigt zu bekommen, war dann doch nochmal wie ein Faustschlag. Nach der Diagnose haben wir die Physio wieder angefangen, jedoch dieses Mal nur noch auf die Lockerung der inzwischen überbelasteten Schultermuskulatur vorne und der Lockerung des Rückens fokussiert. Ich wollte ihn nicht noch durch zusätzliche Übungen für die Hinterbeine zwingen, die ultimativ sowieso nichts gebracht hätten.
Mo’s Gangbild hat sich dann nach und nach immer weiter verschlechtert, und ich hatte mir schon Gedanken zum Rollwagen gemacht und diesen dann im Juni 2020 von Frau Tschudin von Tierisch-anders geliefert bekommen. Da Mo eine Mischung aus einem Terrier, und wie ich nun erfahren habe, einem Ungarischen Pumi (Ungarischer Treibhund)-, und von seine Körpergrösse bei allem immer zwischen S und M war, musste auch beim Rollwagen nochmals nachjustiert und eingestellt werden. Zu Anfang hatte sich Mo dem Wagen oft verweigert, auch weil er seine Hinterbeine immer noch etwas gebrauchen konnte, er war nicht komplett gelähmt, als wir das Training begonnen haben aber seine Stabilität hatte mehr und mehr abgenommen, daher ging es nicht mehr anders. Mit ganz vielen Guzis und viel viel Lob hat es dann immer besser funktioniert. Anfangs ist er noch überall angestossen (Laternenmasten, Blumenkübel, etc.), da er die Masse des Wagens nicht einschätzen konnte aber dies hat dann mit der Zeit immer besser funktioniert. Die wirkliche Herausforderung beim Rollwagen ist nicht das Laufen sondern die Verrichtung seines Geschäfts. Dies musste er nun im Stehen machen und nicht mehr nach hinten unten gebeugt. Aber auch das hat er hingekriegt, in einer wippenden Bewegung, was aber wirklich gut und mit wenigen «Unfällen» funktioniert hat.
Leider hat er dann im Oktober/November immer öfters auch den Wagen verweigert – einige Schritte darin gelaufen und dann wieder stehen geblieben. Die Hinterbeine konnte er auch hier immer noch etwas mitbewegen, natürlich hat er im Wagen immer Booties getragen (bei Frau Gossweiler-Further im Shop erhältlich). Aber er wollte oder konnte nicht mehr. Daher haben wir den Wagen dann nach einigen frustrierenden Versuchen ganz stehen gelassen und sind nur noch mit ihm im Hunde-Buggy auf Grasflächen gegangen, wo er, immer noch erstaunlich schnell, über den Boden gekrabbelt ist, mit den Hinterbeinen nun nach hinten zeigend aber immer noch voller Elan dabei und bereit für ein paar ganz kleine Gehorsamsübungen (Bleib / Hier) mit viel Lob und Motivation. Auch zu Hause hatte sich seine Bewegungsfreiheit natürlich massiv eingeschränkt. Wir hatten einen grossen Sisalteppich vor dem Sofa und dann zusätzlich noch einen langen Sisalläufer bis in die Küche besorgt «Mo’s Runway», so dass er trotzdem immer irgendwie dabei sein konnte. Zuhause habe ich die täglichen Massagen dann selbst weitergeführt, inzwischen habe ich seine Triggerpunkte ganz gut erkannt so gut wie möglich versucht, ihm etwas Erleichterung zu verschaffen. Auch habe ich noch etwas Nasentraining mit ihm gemacht (grosse IKEA Tüte mit zerknülltem Küchenrollen-Papier und dann Guzis darin versteckt), eine alte Schuhschachtel mit dem Papier oder eine leere Toilettenpapier-Rolle mit Papier und Guzis drin. Damit hatte er immer einen Mega-Spass.
Im Dezember hatte er dann nach und nach sichtbar Muskelmasse verloren und das Fortbewegen wurde für ihn immer anstrengender – sein komplettes Hinterteil war nun nicht mehr unter ihm sondern neben ihm. Das wollte und konnte ich ihm nicht mehr länger zumuten und so haben wir Mo trotz allem, sehr schweren Herzens, am 20. Januar 2022 bei uns zu Hause, entspannt und auf seinem Lieblingskissen, gehen lassen. Wir hoffen ganz fest, dass da wo er jetzt ist, wieder auf seinen 4 Beinen den Katzen hinterher jagen kann.
 
Zusammenfassend würde ich sagen, dass der Krankheitsverlauf von DM sicherlich sehr unterschiedlich ist und nicht in Abschnitte (erst funktionieren die Hinterbeine komplett nicht mehr und dann die Vorderbeine) eingeteilt werden kann. Etwas Bewegung / einige Nervenbahnen waren bei Mo bis zum Schluss in den Hinterbeinen aktiv. Mo hatte eine Körpergrösse von 40 cm und war von Haus aus kein sehr kräftiger/massiger Hund. Trotzdem würde ich aber sagen, dass sein Wille (und/oder der Terrier-Dickschädel) ihn noch lange haben vorwärts gehen lassen. Daher kam es auch für mich nicht in Frage, ihn nach der Diagnose einschläfern zu lassen. Ich habe bei Mo gesehen, dass selbst ein stolzer Hund, der Anfangs noch Schwierigkeiten mit dem Rollwagen hat, sich mit Übung und Liebe daran gewöhnen-, und sich recht schnell damit bewegen kann.
Auch haben wir die Erfahrung gemacht, dass andere Hunde sehr schnell erkannten, dass Mo nicht gesund war. Da wurde dann kurz am Rücken geschnuppert und dann wurde Mo in Ruhe gelassen. Zwei Hunde sind uns auch bereits winselnd entgegengekommen.
 
Leider konnte mir, als Besitzer von Mo, keiner die dauernde Unsicherheit (richtig, falsch, überfordert, doch Schmerzen in anderen Teilen seines Körpers, etc.) abnehmen. Geholfen haben mir Frau Gossweiler-Furter vom Verein für Behinderte Hunde und Frau Tschudin von Tierisch-anders. Frau Tschudin und ihr Mann haben viel Zeit und Handwerksgeschick in die Justierung von Mo’s Rollwagen gesteckt, was so wichtig ist, da der Rollwagen wirklich genau passen muss. Auch mit meinem Tierarzt war ich natürlich ständig im Austausch und Mo wurde mit Novalgine und Gabapentin (die anderen Nerven-Medikamente hat er nicht vertragen) in Intervallen unterstützt und regelmässig beim Tierarzt vorgestellt.
 
Ich hoffe, dass Mo und seine Geschichte Ihnen ein bisschen Mut machen konnten, wenn auch Sie die Diagnose DM erhalten haben. Natürlich ist es unglaublich hart, seinem Hund beim kontinuierlichen Abbau zusehen zu müssen, ohne ihm helfen zu können aber Mo war mein «Buddy» und ich hätte nie damit leben können, ihn nach der Diagnose einschläfern zu lassen.